Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung

Nordrhein-Westfalen

Seminar Gymnasium und Gesamtschule

Gesprächssituation zwischen einer Lehrerin und zwei Schüler:innen

„Ziel der schulpraktischen Lehrerausbildung ist es“ laut Kerncurriculum für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst, „die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter in der Professionalisierung des eigenen Lehrerinnen- und Lehrerhandelns unter den besonderen Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu unterstützen.“ Die Umsetzung erfolgt auf zwei Ebenen, zum einen in den Ausbildungsschulen, zum anderen in den Seminaren am ZfsL.

Das ZfsL Düren setzt die Forderung des Kerncurriculums in der fachlichen und überfachlichen Ausbildung unter Berücksichtigung der in der OVP (Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Staatsprüfung für Lehrämter an Schulen) festgeschriebenen Kompetenzen und Standards für die Lehrerausbildung um. Die personalisierte Professionalisierung auf der Basis der individuellen Berufsbiografie der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter steht dabei genauso im Fokus der Ausbildung wie die besondere Beachtung der Perspektive „Reflexivität“.   Die Reflexion unterrichtlichen und erzieherischen Handelns ist ein zentrales Anliegen der seminaristischen Ausbildung, wofür Räume und Arrangements geschaffen werden, so dass Reflexionsanlässe nicht als schnelle Hilfe und Lösungssuche erfahren werden, sondern als ernsthafte kritische Überprüfungen der eigenen Unterrichtspraxis.

Der Kompetenzaufbau der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter durch die seminarseitige Begleitung in der Ausbildung erfolgt im ständigen Abgleich der beruflichen Handlungsfelder und der individuellen professionellen Entwicklung. Eine Auseinandersetzung mit realen Handlungssituationen aus der Unterrichtspraxis der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter ist somit selbstverständlich, um Entwicklungsaufgaben evident zu machen und Teilkompetenzen individuell zu befördern.

Überfachliche Ausbildung am ZfsL Düren

Die überfachliche Ausbildung in den Kernseminaren verläuft vor dem Hintergrund der OVP und der im Kerncurriculum für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst ausgewiesenen Konkretionen, auf deren Basis die Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder didaktische Ausbildungseinheiten, praxisorientiert  und entsprechend der Bedarfslage der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter personenorientiert konzipieren.

In der konkreten Ausbildungsarbeit bedeutet dies auch, dass das ZfsL Düren an Intensivtagen für alle Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter eine gemeinsame Basis schafft. In drei Quartalen der überfachlichen Ausbildung werden die Strukturen zudem geöffnet, so dass die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter in Modulen bedarfsgerechte Angebote für ihre individuelle Weiterentwicklung und Professionalisierung erhalten.

Um den Rollenkonflikt zwischen der neu zu erwerbenden Rolle als Lehrerin/Lehrer in der Ausbildungsschule einerseits und der Rolle als abhängig Lernende/-r im ZfsL weitgehend zu entschärfen, soll das selbstorganisierte Lernen zunehmend stärker auch in der seminaristischen Ausbildung ermöglicht werden.

Personenorientierte Beratung mit Coachingelementen (POB-C), Unterrichtsbesuche und Unterrichtsnachbesprechungen, Peer Group Learning und das Angebot digitaler Portfolioarbeit zur Visualisierung des persönlichen Ausbildungsfortschritts sowie regelmäßige Evaluationen der Ausbildungsarbeit unterstützen die Professionalisierung der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Förderung der Reflexionskompetenz.

Die Perspektive Digitalisierung betrifft die Ausbildung in Kern- und Fachseminaren gleichermaßen. Eine Thematisierung digitaler Medien in allen Ausbildungsformaten sowie eine Nutzung und Reflexion von Lernmanagement-Systemen ermöglichen es der Kern- und Fachseminararbeit als Modell für einen zeitgemäßem Unterricht des 21. Jahrhunderts zu fungieren.

Fachliche Ausbildung am ZfsL Düren

Während die Arbeit in den Kernseminaren die überfachliche Ausbildung in den Blick nimmt, fokussiert die Arbeit in den Fachseminaren fachwissenschaftliche, fachdidaktische und fachmethodische Schwerpunkte in Anbindung an didaktische und pädagogische Theorien sowie an Ergebnisse empirischer Lehr-Lernforschung. Dabei achten die Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder auf die Verzahnung der fachlichen und überfachlichen Ausbildungselemente unter Berücksichtigung der individuellen Berufsbiografie der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter und unter Einbezug der erworbenen Kompetenzen in der ersten Phase der Ausbildung.

Analog zur Arbeit in den Kernseminaren legen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter und Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder im ersten Ausbildungsquartal während der „Intensivtage“ der Fachseminare eine gemeinsame Basis für einen erfolgreichen Start in die Ausbildung sowie für die Planung und Durchführung von Unterricht.

In fachlich orientierten Peer Groups generieren die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter mittels Erschließungsfragen individuelle Schwerpunktsetzungen bzw. thematische Schwerpunkte für ihre Kompetenzentwicklung.

Die Arbeit in den Fachseminaren ist stets dann modular und verbunden mit einer Fächeröffnung angelegt, wenn es sich thematisch anbietet und der Bedarfslage der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter gerecht wird, um den Blick für berufsrelevante Kontexte zu schärfen.

In Abhängigkeit vom Ausbildungsfach bieten die Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder des ZfsL Düren (Seminar GyGe) in diesem Zusammenhang verschiedene fächerverbindende und fächerübergreifende Projekte an, um konkrete, aktuelle, relevante und bedeutsame gesellschaftspolitische und schulische Bezüge herzustellen (z. B. Bildung für nachhaltige Entwicklung, Mehrsprachigkeitsdidaktik, Bioethik, Begabten- und Hochbegabtenförderung, Arbeit an außerschulischen Lernorten im Rahmen der demokratischen Bildung).

Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter und Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder sorgen zudem für eine Progression in der Ausbildung durch Analyse und Reflexion eigener Unterrichtsstunden im Rahmen von Unterrichtsnachbesprechungen sowie anderer herausfordernder Aufgaben und deren Bearbeitung (i. d. R. insgesamt fünf Anlässe).

Seminarveranstaltungen sowie Unterrichtshospitationen und -nachbesprechungen sollen die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter kompetent, entscheidungs- und handlungsfähig machen und so Kompetenzerlebnisse und Selbstwirksamkeit in der Unterrichtspraxis befördern. Sie sollen als Lerngelegenheiten wahrgenommen werden, in denen nicht defizitorientiert, sondern entwicklungsorientiert zusammengearbeitet und beraten wird.

Da der Lehrerberuf im Kern ein Kooperationsberuf ist, werden die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter in den Fachseminaren und in den Kernseminaren  aufgefordert, sowohl an ihren individuellen Professionalisierungsprozessen zu arbeiten, gleichwohl werden sie in ko-konstruktiven Formaten auf den Lehrerberuf vorbereitet.